Full Moon
Walk-in collage in space, billboard posters, wood
Collages
Kunstraum, Weikendorf
2018/2019
Witeks Arbeiten funktionieren raumspezifisch. Es sind analoge Unikate, die den eigenen Entstehungsprozess zur Aufführung bringen (eine grundsätzliche Eigenschaft von Collagen). Die von der Künstlerin auch in Full MOON eingesetzten, bis knapp an die Decke reichenden, an Paravents erinnernden Holzrahmen geben vor, wie wir uns im Raum bewegen und konfrontieren uns zugleich mit ihrer eigenen Körperlichkeit. Eignen wir uns Räume an oder umgekehrt? Full MOON lenkt das Augenmerk auf den Ausstellungsraum selbst: ehemaliges Feuerwehrhaus, theatrale Kunstbühne und temporäres Monument, ist er zugleich ein Ort der Unterhaltung und Kontemplation. Die Installation spielt mit der Mehrdeutigkeit und den Polaritäten des Gebäudes: Als zentrales Element dient das in die Stirnwand eingelassene Fenster. Als Öffnung für das Licht und unsere Blicke macht es sichtbar, wovon es trennt, verbindet Innen- und Außenraum, ist Durchlass und Grenze.
Der Titel Full MOON erzählt von der Zu- und Abnahme des Mondes, von der An- und Abwesenheit der Dinge. Wie bei so vielem, aus dem sich unsere bildliche Erfahrungswelt speist, handelt es sich beim Hauptsujet von Full MOON um eine Reproduktion. „Die Sterne…Englischer Kupferstich (18.Jahrhundert) lautet der Titel der von der Künstlerin in einem alten Bildband gefundenen Radierung, die nun fotografisch in Szene gesetzt wird. Auch unsere Vorstellung davon, wie der Mond aussieht verdankt sich nicht zuletzt Reproduktionen und fotografischen Darstellungen. Ermöglichten zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer besser entwickelte Fernrohre immer genauere Betrachtungen seiner Oberfläche, beschäftigte seine Darstellbarkeit wenig später die Pioniere der Fotografie. „[S]elbst die Mondscheibe […] lässt ihr Bild in Daguerre’s mysterieusem Stoffe“, hielt Alexander von Humboldt im Februar 1839 in einem Brief fest.[1] Ein Wettstreit um die Magie zeichnet sich hier ab. Dem Zauber des Mondes kann sich niemand entziehen: Das Wissen um seine genaue fotografische Kartierung seit den 1960er Jahren hindert uns auch heute nicht daran, da oben ein Gesicht auszumachen: Was wir sehen, blickt uns an.
Katharina Manojlovic
[1] Zitiert nach Timm Starl: „Mond“, 22. 9. 2008. In: ders.: Kritik der Fotografie.